Müllerknoten

 
Die deutsche Volkskunde liefert uns ein reizvolles Beispiel für Knotenschrift in den Müllerknoten.
Die hier abgebildeten Knoten stammen aus dem Badischen und wurden von kleineren Mühlen im Verkehr mit den Bäckern bis zum Beginn unseres Jahrhunderts gebraucht.

 
Der Müller will Menge und Sorte des Mehls in einem zugebundenen Sack "anschreiben". Dazu benutzt er die Sackschnur: das Maß knüpft er als Knoten (1 - 7), die Mehlart als Schleife oder Zöpfchen (8 - 12).
Als Maß verwandte unser Müller das Sester, ein früher gebrauchtes Hohlmaß zu 10 Mäßel (1 Maß war in Baden 1,5 l).

1:    einfacher Knoten = 1 Mäßel
2:    derselbe Knoten mit durchgezogener Schnur = 2 Mäßel
3:     oder mit doppelter Schnur gebunden = 2 Mäßel
4:     ½ Sester  = 5 Mäßel
5:     1 Sester = 10 Mäßel.                     4 und 5 sind beide besondere Knoten.
6:     2 Sester ist dann wieder ein mit doppelter oder eingezogener Schnur geschlungener 1-Sester-Knoten.
7:     besonderer Knoten für 6 Sester

Verschiedene Zahlen werden nicht durch Reihung allein, sondern auch durch besondere Knotenzeichen, also durch Knotenziffern, ausgedrückt: 1, 2, 5, 10, 20 und 60 Maß. Dazwischenliegende Zahlen werden dann allerdings durch Zusammensetzung gebildet:
8 ½ + 2 + ½ Sestere.
Die Darstellung der Mehlarten "Saumehl, Boll, 1. und 2. Sorte Semmel" zeigt die Abbildung 8 - 12. z. B. ist Boll eine Schleife durch einen Sesterknoten.
Ein Papierkrieg ist in Knoten undenkbar.


 
Arbeitsblatt