Das Stellenwertsystem

Aus konkreten Begriffen entwickelten sich die vom unmittelbaren Sinneseindruck losgelösten Zahlwörter, die mit Bildzeichen oder abstrakten Symbolen, auch mit Buchstaben des Alphabetes, woraus sich die Ziffer als graphisches Zeichen für die Zahl ableitet, ausgedrückt wurden.

Die Beobachtung der Gesetzmäßigkeiten der Gestirne ermöglichte es bereits dem frühen Menschen, die Zeit ordnend zu gliedern.
Ein bestimmtes Datum, wie z. B. der zehnte Tag des siebenten Mondes, konnte bestimmt werden, indem der Zählende vom ersten Tag des Mondes an eine Schnur um eine Kerbe seines Mondkalenders (Knochens) schlang, bis zum siebenten Mond, abwechselnd in Perioden zwischen 28 und 30 Tagen.
Babylonier und Sumerer verwendeten als einziges unter den alten Kulturvölkern ein Stellenwertsystem zur Darstellung von Zahlen.
Schriftlich festgehalten wurde ein Zahlensystem erstmals im 3. Jhdt. v. Chr. auf Tontalfeln, die zuerst in Susa und Uruk, dem heutigen Warka (Irak), und später in Nippur (Babylon) gefunden wurden. Bereits Ende des 3. Jahrtausends v. Chr. berichtet das Gilgameschepos, gab es eine absolute Herrschaft von Priesterfürsten. So künden die ersten Zahlschriftzeichen von Wohlstand und Besitz des Adels, dessen Erfassung und Bewahrung die Schrift, also die "Buchführung", notwendig gemacht hatte.

Während sich die Zahlschrift in ihren Anfängen aus wirtschaftlichen Gründen entwickelte, wurde das Wissen um die Qualität der Zahl geheimgehalten. Dieses hing eng mit astronomischen Beobachtungen zusammen, die Kult und Wissenschaft bestimmten.

Die Sumerer benutzten ein hexagesimales Zahlensystem alternierend auf der Basis von Zehn und Sechs.
Unsere Zeitaufteilung hat darin ihren Ursprung.
Bei fast allen Völkern galt 10 als erste Stufe - Finger als Hilfsmittel zum Zählen. Die Sumerer wählten als zweite Stufe 6.
Um ganze Zahlen wiederzugeben, wurde ein Ziffernsystem verwendet, in dem jedes Zeichen einer Einheit entsprach:

1, 10, 60, 600 (60 x 10), 3600 ( 60² ), 36000 ( 60² x I0 )

oder

1, 10, 10 x 6, (10 X 6 ) X IO, (10 X 6 X 10 ) X 6

und

(10 X 6 X 1 0 X 6 ) X I0

Die ersten neun ganzen Zahlen schrieb man durch entsprechende Wiederholung des Zeichens für die Eins, die Zahlen 10, 20, 30, 40 und 50 durch 'Wiederholung der Ziffer Zehn, die Zahlen 60, 120, 180, 240 usw. durch die entsprechende Anzahl von Zeichen für 60 usw.
Eine Zahl wurde so dargestellt, dass innerhalb jeder Ordnung von Einheiten die entsprechende Ziffer so oft wie nötig wiederholt wurde. Um nicht unnötig viele Zeichen schreiben zu müssen, gebrauchte man die Methode der Subtraktion, indem man ein Zeichen für Minus hinzufügte.

Die Zahlenschreibweise der Ägypter, der Kreter und der Azteken ist in ihrer Konzeption weitgehend identisch, wie das auch bei den Sumerern, den Römern, den Etruskern und den Griechen der Fall ist. Demgegenüber hat das ehemalige Zahlensystem der Maya die Zahl 20 zur Basis. Hierbei zählen die Fußzehen zum Zehn-Finger-System hinzu.
De-kem im Altgermanischen hieß soviel wie "zwei Hand" und bezeichnete die alte Zählgrenze der zehn Finger, aus der sich unser Dezimal-System ableitet.