Die Inkas kannten
keine herkömmliche Form der Schrift. Der Inka-Herrscher und seine
Untertanen benutzten statt dessen den Quipu, ein Bündel von kompliziert
verknoteten Schnüren. Das System funktionierte ganz genau.
Ein Quipu
("Knoten") bestand in der Regel aus einer Kopfschnur, von der etwa hundert
Schnüre verschiedener Farben und Längen herabhingen. Oft wurden
noch mehr Schnüre an den Hauptstrang angebracht, so dass ein Bündel
von bis zu mehreren tausend Schnüren entstand.
Die Position
und Zahl der Knoten an einer Schnur hatten eine genaue Bedeutung. Ein
einzelner Knoten oben war gleich 1 000, ein Knoten auf der nächsten
Ebene bedeutete 100, und ein Knoten am Ende des Fadens entsprach der Zahl
1. Eine Gruppe von vier Knoten bedeutete je nach ihrer Position 4 000,
400, 40, oder 4. Von rechts nach links gelesen, ergaben die Schnüre
eine hervorragende Datenbank. Verschiedene Farben dienten der weiteren
Kennzeichnung: Weiß für Frieden, Gelb für Gold oder Mais,
Rot für Blut oder Krieg.
Der lnka-Herrscher gebrauchte den Quipu z. B. um die Größe seiner Armee aufzuzeichnen. Die Inka-Familie benutzte den Quipu, um über ihren Besitz wie Gold, Silber, Kleidung, Mais oder Lamas genau Buch zu führen.
Von den Männern
der Oberschicht wurde erwartet, dass sie die Quipus lesen lernten, und
jeder Distrikt des Reiches beschäftigte "Knotenführer", die Quipus
über wichtige Bereiche wie Steuereinnahmen und Volkszählungsdaten
führten.
Die Quipus dienten
auch zur mündlichen Überlieferung der Geschichte. Durch Quipus
soll der Inka-Herrscher die unheilvolle Nachricht von der Ankunft der spanischen
Eroberer erhalten haben.
Die Inkas vervollkommneten
das uralte Zählverfahren der Knotenschüre zu erstaunlicher
Perfektion. Diese Art des Rechnens wird auch im I-Ging, einem alten chinesischen
Buch der Weissagung, erwähnt, wo es heißt:" In den allerältesten
Zeiten wurden die Menschen durch ein System verknoteter Schnüre regiert."
Selbst heute verknoten
Arbeiter auf den Ryukyu-Inseln zwischen Japan und Taiwan Fäden, um
ihre Arbeitstage aufzuzeichnen, und südamerikanische Einheimische
benutzen ein Gerät mit Knoten, um ihren Viehbestand vermerken zu können.
Peruanisches Quipu | Die Knoten eines Quipus |